Grußwort

Dr. Marcus Reuter über den NBL

nach 1800 Jahren wird der Limes wieder von Numerus Soldaten bewacht

Gegen Ende des 2. Jhs. waren am obergermanischen Limes rund 15.000 Hilfstruppensoldaten stationiert, verteilt auf eine Vielzahl von Kastellen, Kleinkastellen und Wachttürmen. Der personalaufwändige Wachtdienst an der Grenze sowie die Kundschafter-Einsätze im Vorfeld des Imperiums wurden nicht nur von den 500 bzw. 1.000 Mann starken Kavallerie- und Infanterieeinheiten (alae und cohortes) versehen, sondern – vor allem an abgelegenen oder gebirgigen Grenzabschnitten – auch von einer Anzahl kleinerer Formationen wahrgenommen. So kennen wir etwa vom Taunus-Limes eine Gruppe von Meldereitern (veredarii) oder von militärischen Jägern (vestigarii).

Besonders häufig wurden am obergermanischen Limes die sog. numeri eingesetzt – kleinere Truppenabteilungen mit einer Stärke von meist zwei Centurien, also insgesamt etwa 160 Soldaten. Diese Einheiten, von denen die viele ursprünglich in Britannien rekrutiert worden waren, unterschieden sich von ihrer inneren Organisation und Bewaffnung her nicht wesentlich von den regulären Auxiliarkohorten; ihre deutlich geringere Größe kam jedoch den Erfordernissen des Grenzwachtdienstes stark entgegen. Gleiches gilt für die sog. exploratores, kleinere Kundschafterabteilungen, deren Aufklärungsdienste im Limesvorfeld ein wichtiger Bestandteil des römischen Sicherheitskonzeptes waren.

Bei der Vermittlungsarbeit, die heute u.a. von einer Anzahl sehr engagierter Reenactment-Gruppen entlang des ehemaligen Limes getragen wird, spielte dieser Aspekt der antiken Militärgeschichte bislang nur eine untergeordnete Rolle. Umso mehr freue ich mich, dass die Gruppe der Welzheimer Brittones diese Thematik aufgegriffen und seit ihrer Gründung stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt hat. Deren Heimatstandort Welzheim war für dieses Vorhaben geradezu ideal, da an diesem Platz sowohl ein numerus Brittonum als auch eine Gruppe exploratores inschriftlich nachgewiesen sind.

Mit sehr viel persönlichem Einsatz, Interesse und angeeignetem Fachwissen haben die Mitglieder der Welzheimer Brittones die einstige Garnisonstruppe des sog. Ostkastells wiederaufleben lassen; ein Experiment, das bislang mehr als erfolgreich verlaufen ist. Ich wünsche allen Beteiligten auch weiterhin ein gutes Gelingen auf dem eingeschlagenen Weg und viele weitere erfolgreiche Auftritte, um so das Bewusstsein für das gemeinsame römische Erbe in der Öffentlichkeit weiter zu stärken.

Über Dr. M. Reuter:

Dr. M. Reuter ist seit 2012 Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier