TABVLARIVM

In einem Tabularium wurde die alltägliche Schreibarbeit erledigt. Es mussten Tagesbefehle aufgeschrieben werden, die Tagessollstärke notiert werden, Korrespondenzen gelesen und verfasst werden, aber auch der Stand der Truppenkasse und der Sold jedes einzelnen Soldaten musste aktualisiert werden.
Ob nun eine große Legion oder ein kleiner Numerus: jede römische Einheit musste logistisch verwaltet werden. Deshalb durfte ein Tabularium in keinem Lager fehlen.
Wie wichtig die Arbeit eines „Schreibstubengefreiten“ (tabularius) war, sieht man daran, dass er zu der Gruppe der sog. immunes gehörte, d.h. er war „immun“ (also befreit) gegenüber dem täglichen Drill und er bekam sogar den doppelten Sold eines normalen Soldaten.

Zwar konnten die meisten röm. Soldaten lesen und schreiben, aber für offizielle Schriftstücke wendeten sie sich i.d.R. an einen professionellen Schreiber. Selbst sehr gebildete Personen, wie der Lagerkommandant, ließen Briefe von einem tabularius schreiben (nur wenn der Adressat dem Kommandanten persönlich sehr wichtig war, ehrte er ihn dadurch, dass er den Brief mit eigener Hand schrieb).
Das Tabularium befand sich in der Principia, dem Stabsgebäude, und hatte i.d.R. als eines der wenigen Räume im Lager eine Fußbodenheizung (hypocaustum), damit die dort gelagerten Akten optimale Lagerbedingungen hatten.
Das Name Tabularium kommt vom Wort lat. tabula (Holztafel bzw. Wachstafel), auf denen die Römer ihre Notizen und Akten schrieben.

Literatur

  • Fink, R.O, Roman military Records on Papyros, Cleveland 1971.
  • Bowman, Alan, Life and Letters on the Roman Frontier. Vindolanda and its people, London 1994.
  • Ders., the Vindolanda Writing-tablets, London 1994.
  • Ders. , “New writing tablets from Vindolanda, in: Britannia XXVII, S.299-328.
  • Eck, W., Inschriften auf Holz. Ein unterschätztes Phänomen der epigraphischen Kultur, in: P. Kneißl/V.Losemann (Hrsg.), Imperium Romanum. Studien zu Geschichte und Rezeption. Festschrift für Karl Christ zum 75ten Geburtstag, Stuttgart 1998, S.203-217.
  • Reuter/Scholz, Alles geritzt: Botschaften aus der Antike. Ausstellungskatalog der Prähistorischen Staatssammlung, Bd.35 (2005).